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Essen: Ines Habich-Milović und „Dein Vater hat die Taschen voller Kirschen“

Das Literaturbüro beim Literaturviertelfest in Essen

In „Dein Vater hat die Taschen voller Kirschen“ erzählt Ines Habich-Milović von Rieke und ihrer Tochter Maja, die auf die Rückkehr des verschwundenen Mirko warten. Riekes Erinnerungen sind für Maja eine wilde Reise von einem montenegrinischen Dorf bis ins Deutschland der Achtziger, vom katholischen Viertel Sarajevos bis ins funkelnde Stroboskoplicht der Bochumer Discos. Ines Habich-Milović erzählt in ihrem Debüt bunt und voller Frische vom Fluch und Segen der Familie – und von der Liebe über alle Grenzen hinweg.

Miko ist verschwunden. Wohin, das weiß keiner. Während seine Frau Rieke und die Tochter Maja auf seine Rückkehr warten, erzählt Rieke seine Geschichte. Maja soll wissen, wer ihr Vater ist. Doch um das zu verstehen, muss sie auch die Geschichte seiner Familie aus dem ehemaligen Jugoslawien kennen, denn Miko wäre nicht Miko ohne das Kirschenklauen vom Baum des Nachbarn. Ohne die Lkws der Papierfabrik, die an Schluchten voller Autowracks entlangbrausen, und eine Mutter, die einst das schönste Mädchen von Sarajevo war. Ohne seinen Bruder Silan, der auf dem Dancefloor glänzt und den selbst eine Pistole nicht einschüchtern kann, und ohne Dragan, den ältesten der Brüder, der großen Erfolg hat und dann alles grandios an die Wand fährt.

Eine wilde Reise von einem montenegrinischen Dorf bis ins Deutschland der Achtziger, vom katholischen Viertel Sarajevos bis ins funkelnde Stroboskoplicht der Bochumer Discos. Und nach und nach erfahren wir alles über die große Liebe, die zu Majas Existenz führte, und über Mikos rätselhaftes Verschwinden. Ines Habich-Milović erzählt in ihrem Debüt bunt und voller Frische vom Fluch und Segen der Familie – und von der Liebe über alle Grenzen hinweg.

Moderation: Antje Deistler

Bottrop: Kurt Tallert und „Spur und Abweg“

Eine deutsch-jüdische Familie, ein Vater, der überlebte, und die Spuren einer verlorenen Identität

In „Spur und Abweg“ stellt Kurt Tallert sich der Verfolgungsgeschichte seiner Familie. Das Besondere an seinem Schicksal und seiner Perspektive auf die deutsche Geschichte: Kurt Tallert ist heute 38 Jahre alt, und doch wurde sein Vater als junger Mann noch von den Nazis als sogenannter Halbjude verfolgt. Bei der Geburt seines Sohnes ist Harry Tallert 58 Jahre alt. Und stirbt zwölf Jahre später. Was bleibt sind Erinnerungen, Notizen, Briefe, Fotos. Spuren eines beschädigten Lebens. Auf diesen Spuren wandelt Kurt Tallert. Sie führen ihn ins Bad Honnef seiner Kindheit, in zahllosen Regionalzügen quer durch die Republik und schließlich zu seiner jüdischen Urgroßmutter Berta – und zu der Frage: Was hat das eigentlich alles mit mir zu tun?

Eine Liebeserklärung an einen traumatisierten Vater, sprachgewaltig, bewegend und radikal intim. Kurt Tallert führt uns vor Augen, dass Erinnern oder Vergessen nicht für alle Gegenstand einer Entscheidung ist.

DER AUTOR

Unter dem Künstlernamen „Retrogott“ prägt Kurt Tallert als Rapper, DJ und Produzent seit mehr als zwanzig Jahren die deutsche Hip-Hop-Szene und veröffentlichte zahlreiche Alben. „Spur und Abweg“ ist sein schriftstellerisches Debüt.

Der Moderator

Das Gespräch moderiert der Autor, Musiker und Kabarettist Murat Kayı (WDR 5 Liederlounge).

Eine Veranstaltung in der Reihe »Stunde Null?! Bottroper Perspektiven auf Ende und Neuanfang« zu 80 Jahren Weltkriegsende.

Duisburg: Mithu Sanyal mit „Antichristie“

London 2022, die Königin ist tot! An den Trauernden vorbei rennt Durga: internationale Drehbuchautorin, Tochter eines Inders und einer Deutschen, und voller Appetit auf Rebellion und Halluzinationen. Durga soll an einer Verfilmung der überbritischen Agatha-Christie-Krimis mitarbeiten. Doch auf einmal ist es 1906, Durga findet sich im Körper eines Mannes wieder und trifft indische Revolutionäre, die keineswegs gewaltfrei wie Gandhi kämpfen.

Mithu Sanyal, 1971 in Düsseldorf geboren, ist Kulturwissenschaftlerin, Autorin, Journalistin und Kritikerin. Ihr Sachbuch „Vulva. Das unsichtbare Geschlecht“ erschien 2009, gefolgt von „Vergewaltigung. Aspekte eines Verbrechens“ im Jahr 2016. Ihr Debütroman „Identitti“ wurde 2021 veröffentlicht und war auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. Er erhielt den Literaturpreis Ruhr sowie den Ernst-Bloch-Preis 2021 und thematisiert Identitätspolitik. In „Antichristie“ erweitert Sanyal ihren Fokus und fragt nach den Auswirkungen des Kolonialismus und der Gewalt in uns allen.

Ein Bestseller, wie gemacht, um das Begleitprogramm zur Sonderausstellung „ÜBERSEeHEN. Auf (post)kolonialer Spurensuche in Duisburg“ zu eröffnen!

Es moderiert Antje Deistler, Leiterin des Literaturbüro Ruhr.