Shortlist 2021

Die besten 5: Was Ruhrgebietsliteratur alles (sein) kann

Allein drei Debütromane, ein Wendebuch und ein Bildband stehen für die Bandbreite von Literatur aus und über das Ruhrgebiet. Die Titel im Einzelnen:

„Nach vorn, nach Süden“ von Sarah Jäger

Sarah Jägers Jugendroman beginnt als Kammerspiel mit ungewöhnlichem Setting: im Hinterhof des Penny-Marktes einer Stadt im Ruhrgebiet. Hier hängt eine Gruppe Jugendlicher und junger Erwachsener ab, denen das Leben nichts geschenkt hat. Drei von ihnen machen sich auf die Suche nach dem verschwundenen Jo und ein Roadmovie von Münster über Süddeutschland bis zur Nordsee beginnt. Sarah Jäger hat eine rasante, authentische Entwicklungsgeschichte geschrieben, witzig und ganz nah an den jugendlichen Figuren.

 

„Sieben Richtige“ von Volker Jarck

Von verschiedenen Schicksalen und Charakteren erzählt der Lektor Volker Jarck in seinem Rollenwechsel als Autor – die jahrelange Erfahrung und Liebe zur Sprache spürt man auf jeder Seite. Er erzählt wortgewandt von verschiedenen Lebensbrüchen, alle verortet zwischen Bochum und Köln. Dass er seine Figuren und ihre Wege so liebevoll miteinander verwebt und überall das Glück einflicht, macht das hoffnungsgebende Element aus. Ein berührendes, lesenswertes Buch, das Kraft gibt in herausfordernden Zeiten.

 

 

„Identitti“ von Mithu Sanyal
Ein Campusroman aus Europas dichtester Universitätslandschaft, ein Identitätsroman aus Deutschlands ältestem Melting Pott, ein bunter, lebensvoller Ideenroman zur aktuellen Diskussion über Herkunft, Hautfarbe, Klasse, Geschlecht, Religion, Kultur, Begehren, Bildung und Weltanschauung: Was macht uns aus? Haben wir die Wahl? Und was, wenn wir uns täuschen? Mithu Sanyal erleuchtet ihre Leser*innen, indem sie sie verwirrt – witzig, spannend, formenreich und innovativ.

 

 

 

„Im Bauch der Königin“ von Karosh Taha
Wo ist vorne, wo ist hinten? Das weiß man bei diesem Wenderoman nicht. Von beiden Seiten zu lesen, eröffnet er zahlreiche Möglichkeiten für seine Figuren – junge Menschen aus Einwandererfamilien, irgendwo im Ruhrgebiet, die noch nicht wissen, wer sie sind, und vielleicht nie wissen werden, wohin sie gehören. Zwei Erzählstimmen, zwei unterschiedliche Paralleluniversen, die doch alle um einen Fixstern kreisen: um die geheimnisvolle Shahira. Karosh Taha schreibt ebenso märchenhaft wie knallhart.

 

 

 

„Ein Traum in bunt“ von Stefan Thoben
Stefan Thobens „Ein Traum in bunt“ ist mehr als ein weiterer Bildband, der die schon oft fotografierten Ikonen und Landmarken des Ruhrgebiets zeigt. Es ist ein „Reiseführer“, der bewusst die bekannten Ziele umgeht. Vielmehr zeigt die Reise Unerwartetes, Brüche und Biografien. „Ein Traum in bunt“ fordert seine Leser*innen, Bild und Text fügen sich nicht automatisch zu einem harmonischen Ganzen. Es bedarf eines zweiten Blicks bei Wort und Bild. Man ändert die Sicht, man entdeckt die Region neu.

 

Für den Hauptpreis kamen herausragende Titel aus dem Ruhrgebiet und über das Ruhrgebiet in Frage, die im Zeitraum vom 1. März 2020 bis 30. April 2021 in einem Verlag oder per Selfpublishing erschienen sind.

65 literarische Werke aus unterschiedlichen Genres standen auf der Leseliste der Jury.

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